Nach fast einem Jahr Obamamania ist Spiegel Online wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Aus dem vor wenigen Monaten noch vergötterten Messias und Anti-Bush Barack Obama wurde nun innerhalb kürzester Zeit der „Klimakiller Obama“.
Guantanamo ist noch offen. Amerikanische Soldaten stehen noch immer im Irak und in Afghanistan. Obamas Strategie in Bezug auf den Iran und Nordkorea scheint keine Früchte zu tragen. Alles egal. Sein Vergehen ist etwas viel Schlimmeres:
Als „Weltbürger“ hat Barack Obama sich inszeniert, als er im Sommer 2008 im Berliner Tiergarten eine viel beachtete Rede hielt. Doch diesen Anspruch hat der US-Präsident nun verraten. Er hat die Europäer damals schlicht belogen. Denn das wichtigste Thema für einen Weltbürger an der Spitze der USA, die Sucht seines Landes nach fossiler Energie und die Risiken eines ungebremsten Klimawandels, hat Obama seither als nachrangig behandelt.
Verrat an den edlen Europäern. Und dann auch noch in Verbindung mit dem Klimawandel. Dem allergrößten aller Probleme dieser Welt. Dem heiligen Gral aller Gutmenschen dieser unserer deutschen Republik. Da hört der Spaß natürlich auf. Und deshalb darf Christian Schwägerl in bester Marc-Pitzke-Manier den Anti-Amerikanismus aus der guten alten Bush-Ära wieder ausleben. Und er führt uns endlich wieder vor Augen, wie barbarisch und unzivilisiert diese Amerikaner im Vergleich zu uns selbstlosen und hochintellektuellen Europäern sind.
Dabei deckt er so einiges auf:
Die Reform der Krankenversicherung und andere innenpolitische Themen waren ihm weitaus wichtiger als die globalen Umweltgefahren.
Die Amerikaner legen mehr Wert auf innenpolitische als auf außenpolitische Themen? Gute Güte! Das würden wir Deutschen uns niemals erlauben. Wir opfern sogar jederzeit ein paar „Opelaner“ um Arbeitsplätze in England oder Spanien zu erhalten.
Obama erweist sich als unfähig, die Lebenslügen seines Landes zu beenden, sich über die tief im Wirtschaftssystem verwurzelten Lobbyisten der Öl- und Kohleindustrie hinwegzusetzen und seinen Landleuten den Spiegel vorzuhalten: Sie sind die schlimmsten Energieverschwender des Planeten und damit indirekt eine große Gefahr für den Weltfrieden im 21. Jahrhundert.
Zudem gefährden die Amerikaner auch unseren Weltfrieden. Nicht islamistische Terroristen, nicht das militärisch aufstrebende China, nicht der iranische Griff nach der Atombombe – nein, es ist der amerikanische Hummer-Fahrer, der die Zukunft unserer geliebten deutschen Kinder gefährdet. Die Amerikaner vergiften unsere Brunnen, indem sie Kopenhagen torpedieren. Und das auch noch mutwillig. Die Chinesen ignorieren wir einfach mal…
Daher steht eindeutig fest: Sollte Kopenhagen scheitern und es nicht gelingen einen halbseidenen Kompromiss zu erreichen der keine wirklichen Verbesserungen bringt, der aber dafür sorgt dass sich unsere GrünenwählerInnen abends beruhigt in ihre Hanfsäcke einrollen können – ja, dann werden wir alle sterben. Sofort.
Meine Vermutung: Entweder ist Obama tatsächlich George W. Bush mit etwas Schminke im Gesicht, oder Christian Schwägerl ist einer dieser heuchlerischen deutschen Oberlehrer-Möchtegern-Intellektuellen die aufgrund des durch die Wahl eines schwarzen Präsidenten in den USA ausgelösten Schocks für ein paar Monate ihren renitenten Amerika-Hass vergessen haben und es aber einfach nicht schaffen ihren Hass auf jemanden umzuleiten der es wirklich verdient. Ich tippe auf Letzteres.
Mehr dazu: Auch Der Lindwurm amüsiert sich über den Auftritt des deutschen Oberlehrers Schwägerl. Köstlich!
Read Full Post »